30. Dez 2022
Ex-Grünen-Stadtrat Stefan Böhm hat angeregt, die Staatshilfe für Bedürftige zu spenden. Die Caritas verteilt.
Angesichts von Inflation und gestiegenen Energiepreisen suchen vermehrt Menschen in Not Hilfe beim Caritas-Sozialdienst. Für die individuelle unbürokratische Hilfe bekommt der Caritasverband Offenburg-Kehl Unterstützung von allen sechs Seelsorgeeinheiten der Region, auch Privatleute haben auf ihre Energiepauschale verzichtet und diese gespendet.
Andreas Hillebrandt, Fachbereichsleiter Soziale Dienste beim Caritasverband Offenburg-Kehl, ist für die zusätzlichen Geldquellen aus Kirchen und Bürgerschaft dankbar. Große Notlagen erwartet er ab Januar. "Jeder Mensch, der in Not ist, kann zum Sozialdienst kommen", erklärt er. Doch während als individuelle Hilfe für Bedürftige bisher je 50 Euro ausgezahlt wurden, merkten er und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, dass das ein Betrag ist, der vielen inzwischen nicht mal übers Wochenende reicht. Bereits im April sei der Caritasverband angesichts der ersten Tage des Ukrainekriegs, der Inflationspreise und der absehbaren Energieprobleme auf die sechs katholischen Seelsorgeeinheiten des Verbandsgebietes zugegangen mit der Bitte um Unterstützung. "Alle Seelsorgeeinheiten haben uns mindestens 1000 Euro aus Kirchensteuermitteln für Individualhilfe zur Verfügung gestellt", freut er sich über die Zuwendung. Damit konnte Stand 22. Dezember 77 Personen mit Beträgen zwischen 20 und 120 Euro ausgeholfen werden, für Betroffene oft ein kleiner Baustein, um Schulden zu vermeiden oder die nächsten Tage zu überstehen.
Über ein weiteres finanzielles Polster kann der Caritasverband verfügen, weil engagierte Bürger auf ihre Energiepauschale zugunsten Bedürftiger verzichtet haben. Im Oktober hatte der Offenburger Ex-Grünenstadtrat Stefan Böhm ein Schreiben zur anstehenden Auszahlung der Energiepauschale an potentielle Unterstützer versandt. "Die Energiepauschale ist gut gemeint" heißt es darin, er als Pensionär und andere mit ähnlich gesichertem Einkommen, brauchten sie aber nicht. Viele mit geringem Einkommen und einem Kontostand im Sinkflug jedoch bräuchten diese Zahlung. Für sie seien auch die 300 Euro nur ein Tropfen auf die kalte Herdplatte. Deshalb wolle er "zu einem Akt persönlicher Solidarität und sozialer Umverteilung" aufrufen und das Geld weiterleiten an sozial tätige Einrichtungen. "Mir scheint, die Energiepauschale auf das eigens eingerichtete Konto vom Caritasverband Offenburg-Kehl umzulenken ist nicht der schlechteste Weg direkter Hilfe", so Böhm.
Es bedurfte nur eines Gespräches mit dem Leiter des Sozialen Dienstes, dann war das Projekt in trockenen Tüchern. Andreas Hillebrandt ist dankbar für jede Unterstützung, die Bedürftigen hilft, über die Runden zu kommen. Der Caritasverband leitet das Geld weiter, beispielsweise als Bargeld für Essen oder als Unterstützung, bevor der Strom abgestellt wird. Diese Hilfe sei abgesichert durch Beratung der Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter, sie sei niederschwellig und nicht ungeprüft. "Dadurch, dass wir seit Jahren Individualhilfe, auch Stiftungsgelder auszahlen, die wir beantragen für Menschen in Not, haben wir große Erfahrung", so Hillebrandt. "Wir prüfen Bescheide, wir schauen, was die Menschen zum Leben haben und zahlen daraufhin die Hilfe ab Februar 2023 eins zu eins aus". Bis jetzt hätten 17 Personen unterschiedliche Beträge an die Caritas weitergeleitet.
Konto: Caritasverband Offenburg/Kehl, DE 93 4726 0307 0016 2704 01, Stichwort Spende Energiepauschale
Redaktion: Barbara Puppe-Opahle